Ich würde gerne beim Thema bleiben und noch etwas zum „Leben vor dem Sterben“ beitragen.

Manche Prozesse im Leben dauern etwas und werden unter Umständen auch dann erst relevant, wenn die Lebenszeit plötzlich begrenzt ist. Dazu gehört auch die Entscheidung eines Paares zu heiraten. In „normalen Zeiten“ spielt dieser Akt vielleicht keine Rolle und Zusammenleben ohne Trauschein ist ja auch, Gott sei Dank, heute problemlos möglich. Manchmal ist die Hochzeit aber einfach nur immer aufgeschoben worden, zum Beispiel aus finanziellen oder zeitlichen Gründen.

Von einer schweren Erkrankung kann man manchmal regelrecht überrollt werden und es bleibt kaum Zeit für die Seele zu verstehen, was einem da gerade passiert.  Wenn dann irgendwann angekommen ist, dass man in absehbarer Zeit sterben wird, kann es passieren, dass sich Werte und Prioritäten verschieben. Plötzlich bekommen Dinge oder Abläufe einen Stellenwert, den man sich in guten Zeiten so hat gar nicht vorstellen können.

Jetzt ist ja die Entscheidung zu heiraten normalerweise ein Riesenakt mit viel Vorlauf und strapazierten Nerven. Jeder, der das hinter sich hat, weiß genau wovon ich rede… :-). Soviel Zeit und Energie ist natürlich in dieser eingeschränkten Situation nicht machbar. Also eine Herausforderung für alle Beteiligten, der wir uns als Team aber immer gerne stellen.

Von hier aus mal in großes Lob an das Standesamt in Frankfurt! Dort haben wir immer viel Kooperation erfahren und sogar einmal eine Nottrauung innerhalb von 24 Stunden ermöglichen können.

Bei Familie B. war es immer das Verschieben auf später, wegen dringender anderer Prioritäten. Die Selbstständigkeit hatte im Leben der Beiden nur wenig Raum für Freizeit und Gemeinsamkeit gelassen. In  Gesprächen wurde dieses Versäumnis als Erleben eines Verlustes thematisiert. Ich kann mich noch gut erinnern, wie viel Freude plötzlich im Raum war, als wir ihnen die Möglichkeit der Hochzeit auf unserer Station eröffnet haben.

Und da Bilder mehr sagen als tausend Worte, lade ich Sie jetzt einfach ein, an der Trauung auf unserer Station teilzunehmen:

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(Liebe Familie B. Vielen Dank, dass ich Ihre Geschichte erzählen durfte und für die Erlaubnis, die Fotos zu veröffentlichen.)

 

Also, ich hoffe, dass hier klar wird, dass erst mal gelebt wird und diese Zeit sehr sinnvoll sein kann, zum Beispiel um Unvollständiges zu füllen, oder, oder, oder… Dies ist eben die besondere Chance,  wenn man im Vorfeld bereits weiß, dass die Lebenszeit jetzt sehr begrenzt ist.

Natürlich setzt das voraus, dass man das Thema Sterben und Tod anspricht und es Raum in Gesprächen dazu gibt. Warum das vielen Ärzten und Fachpersonal so schwer fällt, werde ich mal zu einem eigenen Beitrag nutzen.

 

Also der schlaue Spruch für heute: Man hat noch bis zum Schluss die Chance, Dinge gut werden zu lassen!

Master of Desaster

 

Das Ende des Lebens mit drei Buchstaben: Ehe!