Ja, es gibt mich noch und ja, es gibt auch diesen Blog noch! Viele kennen den Grund, warum es hier in letzter Zeit so still war – ich habe meinen Arbeitsplatz gewechselt. Ausgerechnet nach Offenbach – ich weiß, das ist für einen echten Frankfurter eigentlich unvorstellbar – und doch, ich habe es getan! Seit dem 1. September leite ich die Palliativmedizin am Sana-Klinikum Offenbach.

Es ist gut, dass ein bisschen Zeit vergangen ist, denn sonst wäre das hier ein sehr trauriger Beitrag geworden. Aber es gibt inzwischen auch viel Positives zu berichten.

Was soll ich sagen, der Wechsel ist mir sehr viel schwerer gefallen, als ich dachte! Bis heute fehlt mir mein Team aus der Uniklinik ganz immens. Wie sehr wir über die Jahre zusammengewachsen sind, war mir in dieser Intensität nicht klar. Die vielen Jahre gemeinsamer palliativmedizinischer Arbeit an schwerkranken und sterbenden Menschen hat besondere persönliche Bindungen entstehen lassen. Wir sind beschimpft, beleidigt und bedroht worden und haben es doch immer geschafft, die Menschen wieder ins Boot zu holen und mit Ihnen zu arbeiten. Das war eine unglaubliche Teamleistung, die sehr stark auf gegenseitigem Vertrauen basiert hat. Sehr viel häufiger ist uns aber große Dankbarkeit begegnet und die Aussage, dass man merkt, dass wir einen guten Umgang miteinander pflegen und sich dies auch in unserer Arbeit mit den Patienten und Angehörigen widerspiegelt.

Auch die Uniklinik als Institution mit all ihren Ecken und Kanten fehlt mir an vielen Stellen. Ich wusste immer, wo ich Hilfe finden konnte und an welchem Rädchen man drehen muss. In Offenbach bin ich quasi ein Niemand und das ist auch mal eine wichtige Erfahrung und Übung in Demut! 🙂

Nach 22 Jahren plus meine Medizinstudium war die Uniklinik zu meinem zweiten Zuhause geworden, in dem ich immerhin sehr viel Zeit verbracht habe. So habe ich eigentlich das Gleiche erlebt, wie bei jedem Umzug. Man hat seine alte Wohnung verlassen und die neue Wohnung ist schön und vielleicht sogar besser, aber sie ist eben noch kein Zuhause. Man muss es erst dazu werden lassen! Und diese emotionale Arbeit ist erst mal ganz schön schwer.

Tja und jetzt mal ein paar Worte zu meiner neuen „Wohnung“ in Offenbach. Ich habe eine schöne neue Wohnung, die komplett anders ist als meine Alte. Und es gibt richtig viel zu tun und und das liebe ich ja! Ich bin verantwortlich für eine Palliativstation mit 10 Betten und ein ambulantes Palliativteam, dass Offenbach und den Kreis Offenbach versorgt. Das bedeutet, wir fahren ziemlich große Strecken um Menschen in ihrer häuslichen Umgebung das Sterben zu ermöglichen. Stoff für sehr viele Geschichten für meinen Blog!!!

Und Gott sei Dank bin ich auch in Offenbach auf jede Menge tolle und motivierte Menschen getroffen, die eine gute Patientenversorgung gewährleisten und weit über die Maßen hinaus engagiert sind. Außerdem lassen sich viele von mir und meinen Ideen aufmischen und das ist ja schließlich auch nicht selbstverständlich! Mit jedem Tag gefällt es mir besser und ich bin der festen Überzeugung, dass es richtig gut werden wird.

Die letzten Worte gehören meinem alten Team: Bleibt bitte so, wie ihr seid!! Ändert rein gar nichts! Behaltet weiter den Menschen im Blick und nicht die Zahlen oder die sehr aufwändige Dokumentation. Wenn ihr als Team funktioniert, wird es euch auch weiterhin in der Uniklinik gutgehen.

Sucht euch einfach einen neuen Master of Desaster! 🙂

Master of Desaster

 

Wahre Entscheidungen erfordern eine Art Lebensmut.

Sören Kierkegaard