Hier am Sana-Klinikum existiert ja nicht nur die Palliativstation mit ihren 10 Betten, sondern auch das Ambulante Palliativteam Offenbach. Wir versorgen damit die Stadt und den Kreis Offenbach. Wir haben ein Einzugsgebiet von ca. 500 000 Einwohnern. Das bedeutet natürlich auch immense Strecken zu fahren – zum Beispiel von Offenbach nach Seligenstadt oder Mainhausen nach Egelsbach und und und… Und das bei Tag und Nacht und Wind und Wetter!

Bei der ambulanten Palliativversorgung ist unser Hauptauftrag die Gewährleistung der häuslichen Versorgung. Viele Patienten möchten solange wie möglich oder dauerhaft bis zu ihrem Tod in ihrer gewohnten Umgebung verbleiben. Das kann für alle Beteiligte eine große Herausforderung darstellen. Es gibt viele Fragen zu klären: Gibt es ausreichend Betreuungspersonen, wie sind die räumlichen Verhältnisse, welche Hilfsmittel werden benötigt und wen kann man anrufen, wenn man Panik bekommt? Das alles ist neben der medizinischen Versorgung unsere Aufgabe. Nicht immer gelingt es, aber wenn, ist es ein Geschenk. Viele Angehörige haben den Patienten versprochen ihnen diesen wichtigen Wunsch zu erfüllen. Umso schmerzhafter, wenn es nicht funktioniert. Zum Beispiel wenn der Angehörige selbst erkrankt oder die Symptomlast so zunimmt, dass sich der Patient zuhause einfach nicht mehr sicher fühlt. Gut, wenn es dann einen Platz auf der Palliativstation gibt und somit die Betreuungspersonen nicht ganz unbekannt sind.

Es gibt viele Geschichten zu erzählen. Manchmal fahren wir von einem Messiehaushalt zur Luxusvilla oder von einer liebevollen Familiensituation zu wahren Kriegsschauplätzen. Ein Wechselbad der Emotionen. Aber es macht es natürlich auch spannend. In der Regel werden wir aber sehr freundlich empfangen und mit viel Dankbarkeit überschüttet. Das gibt Kraft für all das, was da so wartet.

Mit einer Geschichte möchte ich anfangen, bzw. mit einer Aufzählung. Wenn man einen bettlägerigen Patienten zuhause versorgt, kann das ganz schön stressig werden. Wie meldet sich der Patient, dass er Hilfe benötigt? Es existiert ja keine Klingelanlage wie im Krankenhaus. Deshalb hier ein paar kreative Ideen, auf die wir so vor Ort gestoßen sind:

  • Blockflöte spielen
  • Trillerpfeife
  • Hupe
  • Weihnachtsglöckchen – die Bescherung damit für alle Zeiten ruiniert!
  • Babyphone
  • Handy

Es gibt übrigens Angehörige, die alle Gegenstände aus ihrem Haushalt verbannt haben, die ein Geräusch von sich geben könnten… 😉

Kreativität und Phantasie sind sowieso ganz wichtig im häuslichen Bereich. Nur dann kann es gut werden und natürlich haben wir auch schon herzlich über diese Einfälle gelacht. Lachen ist bei uns im Team und auch vor Ort bei den Menschen alltäglich. Natürlich auch die andere Seite: Wenn man Menschen zuhause begleitet, dann kommt man sich eben manchmal ganz nahe und dann ist es auch für uns schwer, sich zu verabschieden, weil wir ein bisschen zu Angehörigen geworden sind.

Master of Desaster

Ich wünsche jedem, der sich tapfer stellt – zum Kampf mit aller Unbill dieser Welt, ein trautes Plätzchen, wo er dann und wann die ganze weite Welt vergessen kann.

Julius Freund

 

P.S: Das Foto diese Beitrages stammt übrigens vom Schrank eines Patienten. Er nennt uns immer liebevoll „Das A-Team!“ Wir diskutieren immer noch, wer von uns wohl B.A. ist… 🙂