Braucht man überhaupt eine Weiterbildung als Palliativpflegekraft? Genau die gleichen Fragen hören Ärzte übrigens auch immer wieder. Das kann doch jeder? Was soll eigentlich das Besondere an einer Weiterbildung in Palliativmedizin sein?
Lassen wir doch mal zwei Experten zu Wort kommen: Mirko Laux ist der Leiter der Fachweiterbildung Palliative Versorgung und Manuela Vetter, eine Teilnehmerin aus dem aktuellen Kurs. An den Kursen bin ich übrigens auch als Dozentin und Prüferin beteiligt (Ja, ojeh!).
Mein Name ist Mirko Laux. Am Universitätsklinikum Frankfurt bin ich u.a. Lehrgangsleiter der Weiterbildung Palliative Versorgung. Seit über 25 Jahren bin ich schon im Gesundheitswesen tätig. Ursprünglich als Fachkinderkrankenpfleger in der Onkologie, und seit nunmehr 10 Jahren als Berufspädagoge (FH) in der Aus- Fort- und Weiterbildung von Pflegekräften tätig.
Wir bieten jährlich einen Kurs zur Weiterbildung als Fachpflegekraft für Palliative Versorgung an. Die TeilnehmerInnen kommen aus ganz unterschiedlichen ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wie Onkologische Stationen, Palliativ Stationen, Pflegeheimen und Hospize in Hessen.
Die Weiterbildung für Pflegende umfasst 160 Theoriestunden und 120 Praxisstunden in den Einsatzbereichen Palliativversorgung stationär und ambulant und Hospiz.
Meine Aufgabe ist es, die TeilnehmerInnen zu befähigen, Menschen in ihrer letzten Lebensphase altersspezifisch und unter Einbeziehung ihrer Bezugspersonen fachkundig, individuell und einfühlsam zu unterstützend, zu begleiten und zu pflegen. Neben der Vermittlung des Grundverständnisses einer patientenorientierten palliativen Pflege liegt ein großer Schwerpunkt auf der persönlichen Auseinandersetzung mit dem Thema Krankheit, Sterben und Tod. Dies erfolgt mit unterschiedlichen didaktischen Methoden.
Eine fachkompetente Palliative Pflege ist nicht nur geprägt von spezifischem Wissen aus dem Bereich Schmerz- und Symptommanagement, sondern schließt auch psychische und spirituelle Aspekte mit in die Versorgung der Patienten ein und soll die Patienten darin unterstützen, so aktiv wie möglich zu bleiben bis zum Tod.
Die Faszination in meiner Zeit als Pfleger auf Station lag in den Begegnungen mit unterschiedlichen Menschen und der Möglichkeit, sie in einer wirklich schwierigen Situation in ihrem Leben zu begleiten und zu unterstützen. In der Begegnung mit Kranken und sterbenden Menschen habe ich persönlich viel gelernt. Und dieses Wissen gebe ich nun weiter.
Als Pädagoge liegt heute die Faszination darin, als Lernhelfer zur Persönlichkeitsbildung beizutragen. Es ist absolut spannend zu sehen, wie sich Menschen weiter entwickeln und es ist eine große Freude, sie dabei zu unterstützen.
Als ich noch selbst als Fachkinderkrankenpfleger gearbeitet habe war mir vor allem eines wichtig: Niemals den Blick auf den individuellen Patienten zu verlieren. Und das gebe ich nun weiter. Mit Achtsamkeit (Aufmerksamkeit, Bewusstheit) den Patienten und seine Bedürfnisse so zu sehen, wie sie wirklich sind, ohne dass unser Blick durch Vorurteile oder durch Stress oder Zeitnot getrübt ist.
Palliative Pflege ist besonders anspruchsvoll und mitunter auch belastend. Aber sie ist auch ein Geschenk. Denn Menschen auf ihrem letzten Lebensweg zu begleiten hinterlässt immer Spuren, die einen mitunter demütiger durchs Leben gehen lassen.
„Palliative Care mag mit Symptomkontrolle beginnen, aber in den meisten Fällen ist das erst der Anfang“ (Cicely Saunders)
Weiterbildung Palliative Care – Ein Einblick
Es ist bereits einige Jahre her, dass ich die Arbeit von palliativ Pflegenden kennenlernen durfte. Für
mich stand sofort fest, dass ich genau so auch gerne arbeiten möchte. Die Arbeit und der Umgang
mit den Patienten und deren Zugehörigen beeindruckte mich sehr. Die bestmögliche Unterstützung
von Patienten mit einer nicht heilbaren, lebensbedrohlichen Erkrankung in ihrer verbleibenden
Lebenszeit und die Erhaltung von Lebensqualität ist mein Ziel.
Im April diesen Jahres war es dann endlich soweit, die Weiterbildung begann.
Die Palliative Care Fachweiterbildung dauert ein Jahr und umfasst 160 Theoriestunden mit
praktischem Einsatz von 120 Stunden auf einer Palliativstation und im Hospiz.
Die Teilnehmer/innen sind Gesundheits- und Krankenpfleger/innen, Kinderkrankenpfleger/innen
oder Altenpfleger/innen und kommen aus den unterschiedlichsten Bereichen wie Onkologie,
Strahlentherapie, Altenpflege, Palliativstation oder Hospiz.
Der theoretische Unterricht ist sehr abwechslungsreich und es werden uns viele verschiedene
Themen näher gebracht. Schmerztherapie, Wundmanagement, Palliativmedizin und Ethik sind nur eine kleine Auswahl davon.
Im letzten Unterrichtsblock hatten wir Besuch von Ivana Seger mit ihren beiden Therapiehündinnen
Emma und Sissi. Sie hat uns sehr eindrucksvoll ihre Arbeit vorgestellt. Es ist unglaublich, welch
beruhigende und tröstende Wirkung ein Hund auf einen Menschen haben kann.
Nächstes Jahr schließt dann unsere Weiterbildung für alle Teilnehmer mit einer Hausarbeit und
einer mündlichen Prüfung ab.
Während unserer Ausbildung setzen wir uns sehr intensiv mit dem Thema Sterben und Tod
auseinander. Es ist nicht immer leicht, sich auch mit dem eigenem Sterben zu konfrontieren. Mir
fällt es jetzt leichter, den Tod als natürlichen Teil des Lebens zu akzeptieren, weil ich weiß, dass es
Menschen gibt, die mich auch in dieser Lebensphase auffangen und unterstützen werden.
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