Als Psychologiestudentin lernt man zwar viel, aber nichts über den Beitrag der Psychologie am Lebensende. Auf der Suche nach einem Praktikumsplatz schrieb ich Christiane Gog eine Mail, um mich über die Möglichkeit eines Praktikums auf der Palliativstation des Universitätsklinikums Frankfurt zu erkundigen. Überraschenderweise kam keine 5 Minuten später direkt eine Antwort mit einem Terminvorschlag zum Beginn eines möglichen Praktikums. Ich kann nicht genau erklären, wie ich ausgerechnet auf die Palliativstation des Universitätsklinikums Frankfurt gekommen bin, aber schnell habe ich festgestellt: Die Entscheidung war mehr als goldrichtig!
Ohne konkrete Vorstellungen und Erwartungen war ich total gespannt und hatte ein gutes Gefühl mit meiner Entscheidung. Jetzt erwartet man vielleicht einen Praktikumsbericht, der zumeist daraus besteht, einen typischen Tagesablauf zu schildern, doch das ist gar nicht so einfach. Nach einem gemeinsamen Frühstück mit dem Team begann die Visite. Das ist ungefähr das einzige, was an jedem Praktikumstag gleich war. Ich war ganz erstaunt, wie viel Zeit man sich hier für die Patienten nahm, denn dies ist man von Ärzten oder dem Pflegepersonal in der Regel nicht gewöhnt. Ich kann mich nicht daran erinnern, jemals das Wort „Stress“ auf der Station gehört zu haben. Wer kann das schon von seinem Berufsalltag berichten?
Wenn man sich den Alltag auf einer Palliativstation trist oder eintönig vorstellt, dann liegt man mit dieser Vorstellung (zumindest am Universitätsklinikum Frankfurt) falsch. Natürlich gab es Fälle, die mir nahe gegangen sind und mich traurig gemacht haben, aber es gibt ein ganz tolles Team und eine klasse Oberärztin, die alle gemeinsam für eine sehr positive Atmosphäre auf der Station sorgen. In einem Krankenhaus habe ich selten einen so würdevollen und respektvollen Umgang mit den Patienten/innen und innerhalb der Kollegen/innen erlebt.
Erzählt man Freunden und Bekannten davon, ein Praktikum auf einer Palliativstation zu absolvieren, fragen viele: „Ist das nicht hart? Das könnte ich nicht.“
Ich kann dazu nur sagen: Nein, es ist eine sehr wertvolle Erfahrung, die ich machen durfte. Ich habe Einblicke erhalten, von denen vermutlich nicht viele Menschen berichten können. Die Patienten/innen waren alle sehr dankbar und ehrlich. Niemand beschwert sich über das Essen im Krankenhaus oder sonstige Alltagssorgen. Man wird jeden Tag daran erinnert, was wirklich wichtig ist im Leben und hinterfragt vermehrt viele gesellschaftliche Strukturen.
Ich darf mich glücklich schätzen, als Praktikantin zumindest für einen gewissen Zeitraum Teil eines so tollen Teams gewesen zu sein. Hiervon können sich viele Unternehmen in unserer profitorientierten Wirtschaft eine große Scheibe abschneiden!
Es ist toll und beruhigend zu wissen, dass es viele liebenswerte Menschen gibt, die sich am Lebensende um Menschen kümmern, die auf die Unterstützung angewiesen sind. Die Art und Weise, wie dies hier am Universitätsklinikum gemacht wird, ist in jedem Fall besonders. Die Zeit als Praktikantin hat mich in jeder Hinsicht sehr bereichert und ich bin dankbar über jeden einzelnen Tag, den ich hier verbringen durfte und über jeden einzelnen Menschen, der mir als Kollege/in oder Patient/in in dieser Zeit begegnet ist.
Katharina Nitsche
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