Schlechte Nachrichten überbringen ist natürlich Alltag in der Palliativmedizin. Aber es ist auch alltägliche Tätigkeit bei allen anderen Ärzten. Natürlich haben auch andere Berufe damit zu tun, z. B. wenn ein Mitarbeiter entlassen werden muss oder Lehrer, die eine schlechte Note oder das Sitzenbleiben vermitteln müssen.

Viele haben sich wahrscheinlich nie Gedanken dazu gemacht, wie man das am besten bewerkstelligt. Und das gilt leider auch für Ärztinnen und Ärzte. Auch wenn etwas Alltag ist, heißt es ja noch lange nicht, dass man es gut kann. Aber gerade in der Medizin kann ein schlecht verlaufendes Aufklärungsgespräch zu einer Katastrophe für den Patienten und seine Angehörigen werden.

„Das Leben eines Kranken kann nicht nur durch die Handlungen eines Arztes verkürzt werden, sondern auch durch seine Worte oder sein Verhalten.“ (Gründungsschrift der American Medical Association von 1847).

Aber natürlich sind auch Ärzte nur Menschen und unterliegen den gleichen Kommunikationsregeln, wie jeder andere Mensch auch. Hilfreich ist sicher Wissen dazu, zum Beispiel finden 90 Prozent unserer Kommunikation nicht über die Sprache sondern nonverbal statt. Damit sind die Gestik, die Mimik oder die Körperhaltung gemeint. Und dann gibt es auch noch das Paraverbale: Lautstärke, Sprechgeschwindigkeit und Tonfall.

Nur ca. 7 Prozent unserer Informationen aus einem Gespräch wird also über Worte vermittelt. Und damit kommen wir zu Paul Watzlawick: Man kann nicht nicht kommunizieren. Das bedeutet, ich sage nichts, aber mein gegenüber erkennt an meiner Körperhaltung und Mimik genau worum es geht. Ein Problem, wenn man früher den Patienten die Krebsdiagnose verschwiegen hat. Was löst das wohl beim Patienten aus? Angst und massiven Vertrauensverlust. Aber wie soll man einen Patienten gut begleiten, wenn die Vertrauensbasis fehlt? Sehr schwierig!

Aber Patienten sind Kummer gewöhnt. Es gibt Studien, die gezeigt haben, dass Patienten bereits nach 11 Sekunden von ihrem Arzt das erste Mal in ihrer Rede unterbrochen werden und sich Ärzte insgesamt ca. 6 Minuten Zeit für den Patienten haben. Ich erlebe das oft bei den Patienten auf der Palliativstation. Sie werden manchmal richtig nervös, wenn man nach 30 Minuten immer noch da sitzt und Zeit hat: „Frau Doktor, sie haben doch sicher noch anderes zu tun, als mir so lange zuzuhören.“

Was tun, sprach Zeus? Ich denke, die Antwort liegt in der frühen und guten Ausbildung der Medizinstudenten. Hierzu gibt es inzwischen wirklich gute Ansätze. Wie die aussehen, erfahren sie in einem meiner nächsten Blogeinträge. Also, bleiben sie mir gewogen!

 

Master of Desaster

 

Schick mir im rechten Augenblick jemand, der den Mut hat, mir die Wahrheit in Liebe zu sagen.“

Antoine de Saint-Exupéry, Die Stadt in der Wüste.