Gerade gestern habe ich für den Wegweiser Hospiz-und Palliativversorgung der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) unsere Migrationsspezifischen Angebote eingetragen, und dabei bin ich auf die Idee gekommen, hier mal etwas zum Thema Sterben und Tod in anderen Kulturen zu schreiben.
Bevor ich loslege: Der Wegweiser ist übrigens sehr empfehlenswert, werfen sie ruhig mal einen Blick hinein: Wegweiser Hospiz und Palliativversorgung. Es gibt doch mehr Angebote zur Palliativversorgung, als man denkt. Und die Initiative mit den migrationsspezifischen Angaben, kann ich nur begrüßen. Ich bin mir nämlich sicher, dass die Palliativversorgung viel zu selten bei Menschen mit Migrationshintergrund ankommt – nicht zuletzt wegen der Sprachbarriere!
Jetzt habe ich ja jahrelang in Frankfurt gearbeitet und lebe immer noch dort und kann wirklich sagen, Frankfurt ist eine Multikulti-Stadt. Aber gegen Offenbach ist Frankfurt ein Waisenkind. Laut Statistischem Bundesamt hat Offenbach den höchsten Anteil an Mitbürgern mit Migrationshintergrund und das gilt sicher auch für den Mikrokosmos Sana Klinikum. Nicht nur für Patienten, sondern auch der Anteil an Mitarbeitern mit Migrationshintergrund ist ausgesprochen hoch. Nicht immer so einfach, wenn man jemanden am Telefon hat und eigentlich merkt, der andere versteht nicht, was man will und ich verstehe nicht, was er will. Obwohl… das kann einem ja auch bei einem Gespräch zwischen Mann und Frau passieren! 🙂
Vor ein paar Wochen hat ein Patient mit Migrationshintergrund zu mir gesagt: „Ja, Frau Doktor, wissen sie nicht, wie das hier in Offenbach läuft? „Nee, ich bin Neu-Offenbacherin!“ „Als Deutsche brauchen sie hier ein Visum!“ Und dann haben wir beide herzlich gelacht! Gott sei Dank! Ich möchte nicht darüber nachdenken, wenn er das zu jemanden von der AfD und Co. gesagt hätte.
Ich finde, dass es hier im Klinikum mit der Integration gut läuft. Es gibt Mitarbeiterinnen mit und ohne Kopftuch – und fertig! Übrigens auch beim ärztlichen Personal. Ist doch super, all die Möglichkeiten der Übersetzung und Erklärung der kulturellen Besonderheiten, welch ein Gewinn! Mal abgesehen von der kulinarischen Vielfalt. Auf dem Titelbild sehen sie unsere Reinigungskraft bei unserem gemeinsamen Werk der Bildgestaltung. Ich schwöre es ihnen, sie macht die besten Gözleme der Welt! 🙂
Was tatsächlich nicht so einfach ist, ist Menschen mit Migrationshintergrund beim Sterben zu begleiten. Da fehlen mir oft viele Hintergrundinformationen. Auch wenn ich diese Arbeit schon viele Jahre mache, fühle ich mich bei den kulturellen Besonderheiten alles andere als sicher. Ja, ich habe echt viel gelernt und verstanden, weil ich immer frage und es mir erklären lasse. Meine Erfahrung ist, dass das Fragen danach und das Beachten dieser Besonderheiten schon sehr viel Entspannung in die Abläufe bringen kann. Trotzdem komme ich auch manchmal an meine Grenzen. Ich bin halt in der westlichen Kultur mit christlichen ethischen Werten großgeworden und kann da auch nicht immer raus. Zum Beispiel wenn mich muslimische männliche Angehörige ignorieren, weil ich eine Frau bin. Da habe ich echt einen Hals und das sind dann auch die seltenen Momente, wo ich meine Position ins Spiel bringe und im schlimmsten Fall mit Stationsverbot drohe. Interessanterweise klappt es nach solchen Ansagen immer wunderbar. Musste ich aber auch erst lernen.
Ich glaube, dass es unerlässlich ist, sich hier weiterzubilden. Wir tun das regelmäßig als Team und ich nutze jede Gelegenheit, um zu lernen. Immerhin ist dieses Thema jetzt mehr in den Fokus gerückt. Es gibt inzwischen auch kultursensible Pflegedienste, muslimische Seelsorger oder muslimische Bestatter und zunehmend Literatur. Eine Broschüre kann ich sehr empfehlen: Das Handbuch der Religionen, mit vielen Tipps zu Ritualen in der Sterbephase und danach. Hier kann man es downloaden: Handbuch der Religionen.
Ich bin froh, dass es alle diese Angebote gibt, trotzdem begleite ich letztendliche einen Menschen und seine Angehörigen beim Sterben und nicht das Etikett, dass eine Herkunft oder die Religion dem Menschen aufgeklebt hat. Der Sterbeprozess läuft bei Allen gleich ab und das ist auch gut so!
Master of Desaster
Dem Anderen sein Andersein verzeihen, das ist der Anfang der Weisheit
Aus China
Suche
Beiträge Abonnieren
Möchten Sie regelmäßig auf dem Laufenden bleiben? Dann schicken Sie uns eine Nachricht und wir nehmen Sie in unseren Verteiler auf.
christiane.gog@sana.de
Hier finden Sie uns
Sana Klinikum Offenbach
Starkenburgring 66
63069 Offenbach am Main
Palliativstation
Telefonnummer: 069-8405-4730
Ambulantes Palliativteam Offenbach
Telefonnummer: 069-8405-7560
E-Mail: christiane.gog@sana.de