Was macht man so den ganzen Tag – im Krankenhaus – in seinem Zimmer – in seinem Bett – bewegungsunfähig?  Die Welt hat sich zusammengezogen und das Erleben begrenzt sich auf den Ablauf, den das Krankenhaus eben so vorgibt. Vormittags sehr viel los: Visite, Untersuchungen, Körperpflege (die manchmal sehr viel Zeit und Kraft braucht), Zimmerreinigung, Diagnostik und und und. Nachmittags vielleicht Besuch von der Familie und Freunden. Aber es gibt eben auch die Stunden, in denen die Uhr anfängt zu schleichen und jede Minute wie eine Stunde erscheint. Langeweile kann tödlich sein.

Es bleibt der Blick nach draußen. Glücklicherweise bei uns nicht nur eine Betonwand, sondern etwas Grün. Mit viel Glück kann man die Eichhörnchen beobachten – die wir übrigens genau deshalb seit Jahren anfüttern. Die Eichhörnchen sind oft ein Thema bei den Visiten: „Und heute morgen habe ich wieder den Oscar gesehen, wie er sich eine Nuss geholt hat.“ Im Normalfall jetzt nicht wirklich ein Entertainmentprogramm das super attraktiv erscheint. Aber wenn man sehr krank ist, dann ändern sich die Dinge, die Prioritäten, die Wertigkeiten. Und tatsächlich kann das Auftauchen eines Eichhörnchens ein kurzes Glücksgefühl auslösen – unbezahlbar!

 

Deshalb haben wir uns gedacht, wir brauchen noch mehr Objekte, die man beobachten kann und haben zwei Vogelhäuschen und Vogeltränken angeschafft – über das Spendenkonto. Mal sehen, wer uns da so besucht. Bleibt nur die Frage, wie erklären wir den Eichhörnchen, dass das Futter nicht für sie gedacht ist? Wir versuchen es mal mit einem Verbotsschild! 🙂

Der freche Störenfried

Lärm vor dem Fenster hat mich geweckt,
mich aus meinen Träumen aufgeschreckt.
Neugierig schau ich zum Fenster hinaus,
es herrscht großer Aufruhr am Vogelhaus.

Die Vögel machen ein Mordsgezeter,
denn ihr Futterhaus ist besetzt,
mittendrin sitzt der Übeltäter,
er hat sie verdrängt und erschreckt.

Ein Eichhörnchen hat die Nüsse entdeckt,
dafür hab‘ ich sie extra reingelegt,
jetzt thront es frech auf dem Dach,
knackt sie auf mit lautem Krach.

Hungrig setzt es sich dann mitten ins Haus rein,
schlägt mit dem buschigen Schwanz hin und her,
das Vogelfutter fliegt raus, kreuz und quer,
schließlich ist das Häuschen  komplett leer.

‚Mein Freund, ich mach Dir jetzt Beine,
Du bist zwar ein ganz entzückendes Tier,
aber Tischmanieren hast Du keine,
jetzt bist Du satt, also schleich Dich von hier.‘

Für die Vögel  hab‘ ich den Tisch neu gedeckt,
erfreut haben sie das sofort  gecheckt,
zum Dank singen sie für mich ihre Lieder,
im Garten herrscht wieder Ruhe und Frieden.

Hannelore Knödler-Stojanovic