Heute würde ich gerne ein bisschen Werbung für ein von mir initiiertes Projekt machen – das PALMA-Formular© (Patienten-Anweisungen für Lebenserhaltende MAßnahmen). Das Projekt wird durchgeführt in Kooperation mit der Stadt Offenbach, den Rettungsdiensten Stadt und Kreis Offenbach, dem Ketteler-Krankenhaus und dem Sana-Klinikum Offenbach. Es ist bereits seit Jahren in anderen Regionen Deutschlands etabliert.

Letztendlich handelt es sich um eine sehr komprimierte Fassung einer Patientenverfügung. Trotzdem kann dieses kurze Formular immens wichtig sein und viel unnötiges Leid verhindern.

Was passiert, wenn sie als schwerstkranker Mensch zuhause Hilfe benötigen? Im besten Fall werden sie durch ein ambulantes Palliativteam unterstützt (SAPV-Team) und haben hier für jedes Problem immer einen Ansprechpartner, der bei Tag und Nacht, Wind und Wetter zu ihnen nach Hause kommt und ihnen beisteht. Ein wichtiger Grund dafür, dass die SAPV-Versorgung überhaupt von den Kostenträgern finanziert wurde, war die Tatsache, dass unsinnige Krankenhauseinweisungen dadurch verhindert werden können. Was aber, wenn sie nicht durch ein Palliativteam begleitet werden? Bleibt ihnen nur der Anruf beim Notarzt. Mit viel Glück nimmt er sich Zeit und versucht eine Lösung vor Ort zu finden. In der Regel wird er sie aufgrund der komplexen Fragestellung aber mitnehmen und in ein Krankenhaus einweisen. Dort landen sie in einer Notaufnahme, wo sie unter Umständen sehr lange warten müssen, bis ein Arzt Zeit hat, sich um sie zu kümmern. Wenn es richtig schlecht läuft, gibt es kein freies Bett und sie landen als Dritter oder Vierter in einem überfülltem Patientenzimmer. Auf gar keinen Fall ein Szenario, dass man als schwerkranker Mensch erleben möchte. Schon mal gar nicht, wenn sie eigentlich Zuhause versorgt werden wollten.

Hier kommt jetzt das PALMA-Formular© ins Spiel! Sie müssen sich vorstellen, dass der Notarzt oder die Notärztin nur sehr wenig Zeit hat, um in der akuten Situation zu entscheiden und zu handeln. In der Regel wird deshalb eher behandelt, als Maßnahmen unterlassen. Auf gar keinen Fall gibt es ausreichend Zeit, um eine mehrseitige Patientenverfügung zu lesen. Geschweige denn, dass sie bereits auf dem Küchentisch liegt, da ja auch die Angehörigen massiv durch die Situation gestresst sind. Also werden sie eventuell trotz vorher anders geäußertem Willen wiederbelebt – mit allen möglichen Konsequenzen: Einweisung ins Krankenhaus, Aufnahme auf eine Intensivstation, Beatmung, Dialyse und vielleicht auch Versterben auf einer Intensivstation. Keine schöne Vorstellung!

Besitzen sie aber ein PALMA-Formular©, das gut sichtbar, zum Beispiel am Kühlschrank hängt, dann kann sich der Notarzt einen schnellen Überblick verschaffen und ihren Wünschen entsprechend handeln.

In Stadt und Kreis Offenbach sind alle Notärzte, Rettungsdienste und Notaufnahmen über dieses Projekt informiert. Es wurde zusätzlich vereinbart, dass das Formular am Kühlschrank befestigt werden sollte und die Patienten darüber mit einem separaten Flyer informiert werden! Ist das Formular vorschriftsmäßig von einem Arzt unterschrieben, dann gibt es eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass entsprechend ihren Wünschen gehandelt wird. Selbstverständlich können sie sich auch für alle Behandlungsmaßnahmen entschieden, soweit diese einen medizinischen Sinn machen.

Hier noch ein paar wichtige Eckpunkte zum PALMA-Formular©:

  • Bei dem vorliegenden Formular handelt es sich um einen speziell für die Notfallsituation entwickelten Zusatz zu einer ausführlichen Patientenverfügung. Eine ausführliche Verfügung muss gleichzeitig bestehen. Eine ärztliche Beratung beim Abfassen ist verpflichtend, daher muss das „PALMA“- Formular von einem Arzt (z.B. dem Hausarzt) gegengezeichnet werden.
  • Durch dieses kurze, standardisierte Formular soll Ihren Wünschen auch in einer Notfallsituation und trotz Zeitnot Geltung verliehen werden. Ungenauigkeiten in der Formulierung sind durch die Kürze des Textes nicht zu vermeiden, aus nahe liegenden Gründen sollte jedoch auf eine handschriftliche Abänderung des Textes verzichtet werden. Bitte in Druckschrift ausfüllen.
  • Das „PALMA“- Formular ist nur für die erste Phase einer Notfallbehandlung entwickelt worden und ersetzt daher nicht die ausführliche Verfügung. Eine Behandlung kann hier nur generell, ohne Beachtung der näheren Notfallumstände und individuellen Heilungschancen, abgelehnt werden, da die Prognose in den ersten Stunden meist nicht zuverlässig abschätzbar ist.
  • Dieses Formular muss in einer Notfallsituation einfach auffindbar sein, um berücksichtigt zu werden. Eine Verwahrung bei den Ausweispapieren, in der Wohnung in der Nähe des Telefons und besonders in der Bewohnerakte einer Senioreneinrichtung ist sinnvoll. Der Bevollmächtigte sollte ebenfalls über ein Exemplar verfügen. Bei einer Krankenhauseinweisung sollten das „PALMA“- Formular und die ausführliche Patientenverfügung stets mitgeführt und auch besprochen werden.

 

Sollten sie Interesse an dem PALMA-Formular©, dem dazugehörigen Merkblatt und dem Flyer haben, können sie dieses per E-Mail erhalten unter: Christiane.Gog@sana.de und sich auch gerne dazu beraten lassen, denn Vorsorge ist besser als Nachsorge!

Master of Desaster!

 

Wer das Morgen nicht bedenkt, wird Kummer haben, bevor das Heute zu Ende geht.

Konfuzius