Meine letzten Beiträge waren ja doch etwas schwierig von der Thematik, deshalb heute auch mal was zum Schmunzeln – hoffentlich.

„Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen!“ Ja, manchmal auch von den Toiletten in anderen Ländern. Ich erinnere mich da an üble Orte in Frankreich oder das komplette Fehlen von Toiletten über Hunderte von Kilometern in Island. In der ambulanten Palliativversorgung sind wir ja auch ständig auf Reisen und manchmal für Stunden außer Haus. Irgendwann muss man dann eben auch „Müssen müssen“. Warum sollen nur die Patienten ein Leid haben??? 🙂

Öffentliche Toiletten sind sowieso schon rar und jetzt aufgrund von Corona oft auch noch geschlossen. Was bleibt? Man trinkt für Tage nichts – endet leider nicht gut! Man legt sich einen Katheter – och nöö. Vielleicht eine Windel anziehen – also etwas Stolz habe ich dann doch noch! Mann bzw. Frau trainiert im Yogaseminar die absolute Körperkontrolle – klappt bei mir leider überhaupt nicht. Da bin ich voll das Weichei!! Man fährt nicht mit dem Auto, sondern läuft zum Patienten und schwitzt es aus – klappt dann leider nicht mehr pünktlich am gleichen Tag mit dem Hausbesuch. Bleibt nur eine Lösung: Man muss die Familien vor Ort bitten, die Toilette nutzen zu dürfen.

Gott sei Dank haben alle immer viel Verständnis – auch wenn die Pflegekraft nachzieht oder bei sehr langen Neuaufnahmen die Queen alias Master of Desaster zweimal in Not ist. Allerdings muss man schon gut auswählen! Nicht alle haben das gleiche Verständnis von Sauberkeit und manchmal kann man am Zustand der Toilette die Überforderung der gesamten Familie ablesen. Oder die finanzielle Not!

Wir waren zum Hausbesuch bei einer alleinstehenden Patientin, die aufgrund ihrer jahrelangen Krebserkrankung ihre Arbeit verloren hatte. Bei der unausweichlichen Frage nach der Benutzung der Toilette, war der Patientin die Panik ins Gesicht geschrieben. Die Toilette war zwar sehr sauber, aber in einem katastrophalen Zustand. Abgefallene Kacheln, lockere Haltegriffe, ein zerbrochener Toilettendeckel, abgelöste Tapeten. Da ist es mir gedämmert, warum immer alle Türen geschlossen waren und wir immer nur in den gleichen Raum geführt wurden. Was mir schon bei einem vorherigen Hausbesuch aufgefallen war, dass es immer sehr kalt in der Wohnung war. Ich hatte es auch schon mal angesprochen, aber die Patientin hatte es damit begründet, dass sie es am liebsten kühl mag. Durch den Toilettenbesuch war sehr deutlich ersichtlich, hier herrscht extreme Geldnot. Auf Nachfrage hat die Patientin uns dann auch sehr offen geschildert, wie es finanziell aussieht und nach einem Blick in die Küche war klar, dass etwas passieren muss. Auf die Frage, ob sie sich denn eine Verschönerung ihrer Wohnung wünschen würde, ist sie einfach nur in Tränen ausgebrochen und hat immer wieder genickt. Also habe ich Wunsch am Horizont (www.wunsch-am-horizont.de) kontaktiert und ihr Wunsch wurde dort auch angenommen. Es fand eine Begehung durch Mitarbeiter von Wunsch am Horizont statt, in der sie sogar Farb-und Designwünsche äußern durfte! Beim nächsten Hausbesuch war sie wie ausgewechselt und hat sich unfassbar auf alles gefreut. Leider hatte das Schicksal andere Pläne mit ihr und wir mussten sie zwei Tage vor der Renovierung notfallmäßig auf die Palliativstation aufnehmen, auf der sie nach wenigen Tagen gestorben ist. Aber letztendlich war die Vorfreude so immens, dass sie diese über die ganze Zeit getragen hat.

Also was lernt man daraus? Niemals das stille Örtchen unterschätzen oder gar verschweigen oder tabuisieren. Da trifft sich das stille Örtchen übrigens mit dem Thema Sterben und Tod!

 

Sollte sie das Thema jetzt echt begeistert haben, habe ich noch zwei Literaturempfehlungen für Sie. Viel Spaß damit!

 

Es grüßt die Dame mit dem neu erworbenen Titel Master of Toiletten-Desaster.

 

Gäste werden auf dem Klo nicht alt, hält man es dunkel und auch kalt!

 

Quelle des Titelbildes am 28.1.2021 abgerufen : https://www.wandtattoos.de/products/motive/ausgefallenes/beste-ideen.html

 

Nachtrag vom 8.7.2022

Einen habe ich noch: