Heute mal ein humoristischer Beitrag mit traurigem Hintergrund: Was passiert, wenn eine Designer-Tasche auf einen Messie-Haushalt trifft? So passiert in der SAPV. Es könnte sein, dass ich an der einen oder anderen Stelle aus dramaturgischen Gründen nur ein ganz klein wenig übertreibe. 😉
Jetzt befinden sich ja bekanntermaßen Ärzte in einer durchaus gehobenen Gehaltsklasse. Längst nicht so hoch, wie man sich das landläufig vorstellt (ausgenommen Schönheitschirurgen, Radiologen oder Kieferchirurgen), aber im Vergleich nagen sie nicht am Hungertuch. So kann es also mal passieren, dass sich eine weibliche Mitarbeiterin haltlos in eine Louis Vuitton Tasche verguckt, sie sich zusammenspart und sich dann auch in ihrem Arbeits-Alltag nicht von ihr trennen möchte. Wo die Liebe hinfällt…
Jetzt ist es für uns schwer im Alltag immer einen Hausbesuch in der 5-Sterne Villa zu planen – eigentlich das adäquate Umfeld für diese Tasche. So kann es dann auch mal passieren, dass die Tasche in einem Messiehaushalt landet. Hartes Brot für die Tasche! Wohin stellt man eine Tasche wenn es keinen freien Zentimeter mehr gibt, wenn alles so dreckig ist, dass man sich eigentlich nur noch das Ende des Hausbesuches herbei wünscht. Wenn weit über 100 Zigarettenkippen herumliegen und es stinkt, als wäre man in einen Aschenbecher eingezogen und man nach 2 Stunden selbst wie ein Aschenbecher riecht? Da macht nicht nur die Louis Vuitton Tasche einiges durch.
Was hilft in so einer Situation? Das wichtigste ist: das Leid der Menschen zu sehen, denen wir hier begegnen und das durch die Wohnsituation noch verschärft wird. Die ist oft mit viel Scham behaftet, zumal unter Umständen seit Jahren niemand mehr diese Räume betreten hat. Besuche wurden vermieden. Unterstützung abgelehnt. Wir hören dann viele Entschuldigungen – auch von den Angehörigen, die es eben irgendwann nicht mehr im Griff hatten und dem Verfall einfach nur noch zusehen konnten. Auch das Messie-Syndrom ist eine psychiatrische Erkrankung, die den Zwangserkrankungen zugeordnet – nur leider gesellschaftlich oft nicht als solche bewertet wird. Kommt dann noch eine palliative Erkrankungssituation hinzu, wird es auch für uns schwierig. Schwer zu glauben, aber der Mensch hat ein Recht auf Verwahrlosung. Nicht immer einfach für uns auszuhalten. Da heißt es mal wieder die eigenen Wertvorstellungen im Griff zu halten! Und täglich grüßt das Murmeltier…
Aber wie geht es jetzt der armen Louis Vuitton Tasche? Sie wurde gut gelüftet und es geht ihr schon wieder besser. Die Besitzerin hat die Chefärztin beschimpft und als Kompensation ein riesiges Eis gefordert. Es läuft… ;-).
Herzliche Grüße vom Master of Taschendesaster
P.S. Woher kommt eigentlich der Begriff „Am Hungertuch nagen“? So hieß früher das Tuch, das zur Fastenzeit in der Kirche über den Altar gehängt wurde. Aus dem Brauch, dieses Tuch zu nähen, es über den Altar zu legen und damit die Gläubigen zu ermahnen, für ihre Sünden geradezustehen, entstand dann die Redewendung „am Hungertuch nähen“. Daraus wurde im Laufe der Zeit am Hungertuch nagen.
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